Das Wichtigste auf einen Blick
- Variable Gehaltsbestandteile können als gute Alternative zur klassischen Gehaltserhöhung herangezogen werden, da sowohl Arbeitnehmer, wie auch Arbeitgeber davon profitieren.
- Es gibt viele variable Gehaltsbestandteile, die sich unterschiedlich auswirken und von denen Arbeitnehmer in verschiedenen Weisen profitieren können. Wir haben sie in materielle, immaterielle und finanzielle Bestandteile eingeteilt.
- Gehe nicht unvorbereitet in das nächste Mitarbeitergespräch, wenn du um eine Gehaltserhöhung oder Beförderung verhandelst. Mit den richtigen Verhandlungstricks kannst du das Maximale aus deinem nächsten Gespräch heraus holen.
Variable Gehaltsbestandteile als Alternative zur normalen Gehaltserhöhung
Eigentlich steht sie fast jedes Jahr an und immer wieder werden die gleichen Fragen und Antworten dabei diskutiert: Die Gehaltsverhandlung.
Es ist das wohlbekannte Spiel in der Arbeitswelt. Die Arbeitnehmer möchten gerne mehr verdienen, die Arbeitgeber würden lieber weniger zahlen. Vielen ist dabei unbekannt, dass es bei der Lohngestaltung ein breites Spektrum an Möglichkeiten gibt.
Was sind variable Gehaltsbestandteile
Bei Gehaltsbestandteilen oder auch variablem Gehalt handelt es sich um Arbeitgeberleistungen, von denen der Arbeitnehmer unabhängig vom normalen Festgehalt individuell profitiert. Wir sprechen in diesem Fall nicht allein um finanzielle, sondern auch um steueroptimierende materielle und immaterielle Vorteile, die auch an bestimmte Ziele des Arbeitnehmers geknüpft sein können. Im folgenden Abschnitt wird erklärt welche unterschiedlichen Gehaltsbestandteile es gibt und wie du von diesen profitieren kannst.
Die häufigsten Gehaltsbestandteile
Finanzielle Gehaltsbestandteile
Bonuszahlungen
Eine Bonuszahlung wird in der Regel vom Arbeitgeber an seine Angestellten abhängig vom Unternehmensumsatz ausgezahlt. Dies bietet dem Arbeitgeber die Möglichkeit dich am Gewinn der Firma teilhaben zu lassen. Deine individuelle Leistung wird dabei meist nicht berücksichtigt.
Je nach vertraglicher Regelung orientiert sich die Ausschüttung eines Bonus prozentual an deinem Grundeinkommen oder es wurde eine konkrete Summe in Euro vereinbart. Die Höhe des Bonus kann in diesem Fall meist nicht verhandelt werden, allerdings sollte beim Gespräch definitiv angesprochen werden, ob der Arbeitgeber in der Regel einen Bonus zahlt oder nicht.
Prämienzahlungen
Im Gegensatz zu den Bonuszahlungen hängen Prämien von deiner individuellen Leistung und den getroffenen Zielvereinbarungen ab. Diese erfolgsabhängige Vergütung dient in der Regel zur Steigerung der Arbeitsmotivation. Insbesondere im Vertrieb wird oftmals nur ein geringes fixes Einkommen vereinbart, allerdings eine hohe leistungsabhängige Vergütung. Es kann beispielsweise verhandelt werden, dass ein bestimmtes Wachstum erreicht wurde, Neu-Kunden geworben wurden oder auch eine bestimmte Anzahl verkaufter Produkte und Dienstleistungen erlangt wurden. Der Zeitraum der Auszahlung der Prämie ist verhandelbar. Meist geschieht er monatlich, zum Quartal oder jährlich.
Vermögenswirksame Leistungen (VWL)
Unter vermögenswirksamen Leistungen (kurz VwL oder VL) versteht man eine freiwillige Zusatzleistung des Arbeitgebers, mit dem der Gesetzgeber den Vermögensaufbau fördern möchte. Diese kann bis zu 40 Euro monatlich ausfallen. Wichtig zu wissen ist, dass du dir dieses Guthaben nicht einfach auf dein Konto einzahlen lassen kannst, sondern es vermögenswirksam anlegen musst. Also entweder in deinen Riestervertrag, Aktiensparpläne, etc. Meist wird es vom Arbeitgeber auch in die betriebliche Altersvorsorge angelegt.
Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) als finanzielle Sicherheit fürs Alter
Dein Arbeitgeber kann durch das Anbieten einer betrieblichen Altersvorsorge, kurz bAV, dich dabei unterstützen, dass du im Alter finanziell gut aufgestellt bist. Das bezuschusste Geld wird hier nicht auf dein Gehalt aufgeschlagen, sondern in deine Altersvorsorge investiert und im Alter als Aufschlag zur monatlichen Rente ausgezahlt.
In den meisten Unternehmen ist es so, dass der Arbeitgeber die bAV nicht komplett allein finanziert, sondern ein Teil vom Arbeitnehmer übernommen wird. In diesem Fall zahlst du einen Teil deines Bruttogehalts in eine betriebliche Altersversorgung ein, zum Beispiel in eine Direktversicherung. Dieses Prinzip nennt sich Entgeltumwandlung und dienst als Zusatz zur späteren gesetzlichen Rente
Urlaubs- und Weihnachtsgeld
Ein weiterer sehr beliebter Gehaltsbestandteil ist die Auszahlung von Urlaubs- und/ oder Weihnachtsgeld. Mit dieser Zusatzleistung kann sein Jahresgehalt noch einmal spürbar steigen, wenn etwa am Ende des Jahres ein volles 13. Gehalt gezahlt wird.
Überstunden
Des Weiteren können Mitarbeiter vereinbaren, sich Überstunden direkt ab der ersten Überstunde auszahlen zu lassen und diese nicht zeitlich ausgleichen zu müssen.*
Gutscheine
Monatlich können bis zu 44€ vom Arbeitgeber an die Mitarbeiter in Form von Gutscheinen ausgegeben werden. Meistens handelt es sich dabei um Gutscheinkarten, die in verschiedenen großen Einkaufsläden eingelöst werden können.
Firmenwagen, Dienstwagen und Jobticket
Neben dem Grundgehalt ein Auto auf Firmenkosten erhalten. Nicht schlecht oder? Insbesondere, wenn dieser Firmenwagen auch privat genutzt werden kann und du zusätzlich noch eine Tankkarte erhältst. Je nach Wagen sind das monatlich garantiert um die 400-500€, die du zusätzlich einsparst. Zu beachten gilt jedoch, dass ein Firmenwagen zu versteuern ist. Du brauchst kein Auto? Kein Problem. Inzwischen gibt es neben dem Dienstwagen als Gehaltsbestandteil auch Leasingfahrräder und natürlich das gesponserte Jobticket, welches auch im privaten Rahmen genutzt werden kann.
Technik
Insbesondere durch den Einfluss von Corona finden sehr viele Jobs derzeit hauptsächlich remote statt. Aus diesem Grund stellen Arbeitgeber gerne technische Gegenstände, wie Laptops, Bildschirme oder Diensthandys zur Verfügung, die oftmals auch privat verwendet werden können.
Mitarbeiterrabatte oder Belegschaftsrabatte
Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit Ihre Produkte und Dienstleistungen zu besonders günstigen Konditionen oder sogar kostenlos zu bekommen. Diese sind für Sie bis zu einer Grenze von 1.080 € pro Jahr sogar absolut steuerfrei. Güter oder Dienstleistungen, die dein Arbeitgeber selbst herstellt bzw. anbietet, nennt man Belegschaftsrabatte. Die Grenze von 1.080 € errechnet sich aus der Differenz zwischen dem um vier Prozent geminderten Endpreis und dem vom Arbeitnehmer gezahlten Entgelt § 8 Abs. 3 EStG.
Kostenübernahme
Viele familienfreundliche Unternehmen übernehmen die Kosten für die Kinderbetreuung Ihrer Mitarbeiter. Darunter fallen Kindergärten, Kindertagesstätten oder private Betreuung der Kleinen. Für Angestellte, die remote arbeiten kann auch die Übernahme der Internet- und/oder Telefonrechnung interessant sein.
Gesundheitsförderung
Gesundheitsfördernde Maßnahmen der Mitarbeiter können bis zu einer Höhe von 500 € pro Person und pro Jahr steuerfrei vom Arbeitgeber geltend gemacht werden. Das Geld kann beispielsweise für Mitgliedschaften in Vereinen oder auch Fitnessstudiobeiträge genutzt werden. Allerdings muss vorab mit der Krankenkasse abgeklärt werden, ob die jeweiligen Maßnahmen auch ihren Richtlinien entsprechen. Insbesondere Rückenkurse für eine bessere Haltung am Arbeitsplatz sind sehr beliebte und häufig genutzte Gesundheitsmaßnahmen.
Fortbildung
Seit 2019 sind Weiterbildungsleistungen des Arbeitgebers steuerfrei. Die gesetzliche Steuerbefreiung gilt ausdrücklich auch für Weiterbildungsleistungen, die der Verbesserung der individuellen Beschäftigungsfähigkeit von Mitarbeitern dienen.
Tipps für eine erfolgreiche Verhandlung der Gehaltsbestandteile
Eine Gehaltserhöhung anzusprechen kann unangenehm sein. Insbesondere, wenn man mit Gesprächen dieser Art bislang noch wenig Erfahrung gemacht hat. Aus diesem Grund solltest du dich vorab so gut vorbereiten, wie nur möglich, um für dich den maximalen Benefit zu erzielen. Folgende Tipps geben wir dir mit auf den Weg, wenn du deine Gehaltsbestandteile verhandelst:
1. Von welchen Leistungen profitierst du am meisten? Diese Frage solltest du dir vor der Gehaltsverhandlung stellen. Machen dir eine Übersicht mit allen Ausgaben, die du privat hast. Du hast ein Abonnement im Fitnessstudio? Perfekt! Maßnahmen zur Gesundheitsprävention werden relativ häufig vom Arbeitgeber übernommen. Du hast einen längeren Anfahrtsweg zur Arbeitsstelle? Vielleicht wäre ein Dienstwagen für dich interessant? Eine persönliche Hitliste ist auf jeden Fall sinnvoll und hilft dir, die für dich wichtigsten Punkte priorisiert anzusprechen.
2. Win-Win betonen: Betone klar und deutlich, dass variable Gehaltsbestandteile nicht nur für dich ein Benefit darstellen, sondern auch für deinen Chef und das Unternehmen. Möchtest du eine jährliche Prämienzahlung für die Erreichung individueller Ziele? Diese bekommst du nur, wenn du auch deine Leistung bringst, wovon selbstverständlich auch dein Chef profitiert. Das Unternehmen möchte Kosten einsparen? Lohnnebenkosten fallen für den Arbeitgeber geringer aus als bei einer Gehaltserhöhung. Informier dich vorab somit genau, welche Benefits dein Arbeitgeber aus solchen vertraglichen Vereinbarungen ziehen kann.
3. Ist doch alles ganz flexibel! Der Vorteil von Zusatzleistungen: Sie können flexibel eingesetzt werden. Und anders als bei der Gehaltserhöhung sind sie auch noch später easy und schnell veränderbar. Du möchtest dein Auto verkaufen oder deine Fitnessstudio Mitgliedschaft kündigen, weil du dich im Sportverein angemeldet hast? Dann werden die Tankgutscheine in ein Bahnticket umgewandelt und deine Gym Mitgliedschaft still gelegt. Nur Mut bei der Verhandlung! Flexible Lösungen kommen oftmals sehr gut bei Arbeitgebern an.
Fazit
Gehaltsbestandteile stellen eine sehr gute Alternative zur klassischen Gehaltserhöhung dar und werden sowohl für Arbeitnehmer, wie auch Arbeitgeber immer beliebter. Welche Möglichkeiten für dich als Arbeitnehmer im Einzelfall zur Verfügung stehen musst du im Gespräch mit deinem Vorgesetzten oder der HR-Abteilung herausfinden.