Das Wichtigste in Kürze
- Die Teilzeitquote in Lehrberufen in Deutschland liegt bei über 40 Prozent und erreicht damit den Höchststand seit den letzten zehn Jahren.
- Familiäre und gesundheitliche Gründe sowie organisatorische Aspekte sind häufige Ursachen, weswegen immer mehr Lehrerinnen und Lehrer in Teilzeit arbeiten.
- Die Personalnot an Schulen ist sowohl unter der Kollegschaft als auch den Lernenden und Eltern der Kinder zu spüren.
- Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, plant die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz die Teilzeit für Lehrkräfte zu beschränken.
Ein Personalnotstand in Deutschland herrscht nicht nur in Pflege- und Handwerksberufen – auch Schulen kämpfen mit fehlendem Fachpersonal. Während der Mangel an Lehrkräften wächst, steigt gleichzeitig das Interesse an der Teilzeitarbeit im Lehrerberuf. Mehr als 40 Prozent des Lehrpersonals in Deutschland arbeitet nur wenige Tage oder Stunden in der Woche. Das soll sich laut Bundesinnenministerkonferenz ändern.
Wie viele Lehrer in Teilzeit gibt es in Deutschland?
Mehr als 700.000 Lehrkräfte in Deutschland sind im Schuljahr 2021/22 in Teilzeit beschäftigt gewesen – mehr als 40 Prozent. Damit erreichte die Teilzeitquote im Lehrerberuf den höchsten Stand der letzten zehn Jahren.
Vor allem Frauen arbeiten häufig nur tage- oder stundenweise, was die Teilzeitquote der Lehrerinnen mit knapp 48 Prozent verdeutlicht. Im Vergleich: Mit etwa 20 Prozent sind nur die Hälfte aller männlichen Lehrkräfte in Teilzeit beschäftigt.
Auch wenn aktuell ein Lehrermangeln in ganz Deutschland herrscht, zeigen sich deutliche Unterschiede in den Bundesländern in der Teilzeitquote im Lehrerberuf, wie die Angaben des Statistischen Bundesamts zeigen.
Teilzeitquote von Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen nach Bundesland (Schuljahr 2021/2022): - Bremen: 52,4 Prozent - Hamburg: 52,4 Prozent - Baden-Württemberg: 47,7 Prozent - Schleswig-Holstein: 44,9 Prozent - Bayern: 43,1 Prozent - Rheinland-Pfalz: 43,0 Prozent - Hessen: 42,0 Prozent - Nordrhein-Westfalen: 40,5 Prozent - Sachsen: 40,0 Prozent - Berlin: 37,8 Prozent - Niedersachsen: 36,6 Prozent - Mecklenburg-Vorpommern: 34,9 Prozent - Saarland: 32,1 Prozent - Brandenburg: 27,2 Prozent - Thüringen: 21,9 Prozent - Sachsen-Anhalt: 20,7 Prozent
Was sind die häufigsten Gründe für eine Teilzeitbeschäftigung im Lehrerberuf?
Neben Familie und Gesundheit sind organisatorische Gründe oftmals für die hohe Teilzeitquote in Lehrerberufen verantwortlich. So entscheiden sich viele Lehrkräfte wegen der eigenen Familienplanung oder der Betreuung eigener Kinder für ein Teilzeitmodell.
Auch eine Überlastung des Lehrpersonalsist ein häufiger Grund, warum immer mehr Lehrkräfte in Teilzeit arbeiten. Weiterer Aspekt, weswegen viele Lehrkräfte ihren Beruf in Teilzeit ausüben, sind Unzufriedenheit im Job und fehlende Perspektiven.
Welche Auswirkungen hat die hohe Teilzeitquote der Lehrkräfte auf das Bildungssystem?
Der Lehrermangel in Deutschland ist sowohl unter Lehrkräften als auch unter den Lernenden spürbar:
Die Anzahl der Klassen wird reduziert, sodass die Klassen größer werden. Das führt dazu, dass das Unterrichten zunehmend anstrengender wird und die Schülerinnen und Schüler nicht effektiv lernen können.
Die Folgen: Schlechte Lernatmosphäre, fehlende individuelle Betreuung einzelner Lernenden, darunter vor allem Schülerinnen und Schüler mit Lernschwäche.
Das fehlende Lehrpersonal in Schulen merken auch die Eltern der Lernenden, da aufgrund des fehlenden Fachpersonals der Schulunterricht immer häufiger ausfällt. Die Eltern müssen sich um eine Betreuung der Kinder kümmern oder diese selbst übernehmen.
Welche Beschränkungen für Lehrer in Teilzeit sind geplant, um dem Personalmangel an Schulen entgegenzuwirken?
Um der steigenden Teilzeitquote des Lehrpersonals und den damit verbundenen wachsenden Personalmangel in den Schulen entgegenzuwirken, empfiehlt die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz eine Beschränkung der Teilzeit im Lehrerberuf.
Eine Aufstockung der Arbeitszeit des Lehrpersonals in Teilzeit könnte sich bereits positiv auf die Personalnot an Schulen auswirken. Während der Veröffentlichung der Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz wird verdeutlicht, dass jede siebte Lehrkraft in Teilzeit eine Arbeitszeit von weniger als 50 Stunden hat. Würde eine Arbeitszeit unter 50 Prozent nur bei schwerwiegenden Gründen genehmigt werden, käme es zu einer Reduzierung der Zahl.
In einigen Bundesländern gibt es schon Planungen über eine Beschränkung der Teilzeit für Lehrpersonal, darunter Baden-Württemberg. Eine Arbeitszeit von weniger als 75 Stunden soll künftig nicht mehr ohne Weiteres möglich sein. Für Lehrkräfte, die aus familiären Gründen wie etwa Eltern- und Pflegezeit ihre Arbeitsstunden verkürzen wollen, soll die Beschränkung der Teilzeit unberührt bleiben. Die Ablehnung eines Antrags auf Teilzeit ist nur bei zwingenden dienstlichen Gründen möglich – der Mangel an Lehrkräften soll in Zukunft ein solcher Grund sein.
Auch in Nordrhein-Westfalen wird geprüft, ob Anträge auf Teilzeit ohne dringenden familiären Grund künftig abgelehnt werden können. An den Beschränkungen der Teilzeit für Lehrkräfte nicht beteiligen, will sich derzeit Mecklenburg-Vorpommern.
Was müssen Lehrkräfte in Teilzeit beachten?
Die Empfehlungen der SWK werfen viele rechtliche Fragen unter den Lehrkräften in Teilzeit auf, die ein Schulrechtsexperte beantwortet:
- Die Teilzeit-Arbeitszeit bei Lehrkräften im Beamtenverhältnis sollte höchstens auf die Hälfte der wöchentlichen Pflichtarbeitszeit gekürzt werden. Unterschiedliche Regelungen der Bundesländer sollen einheitlich gestaltet werden.
- Bei einem Antrag auf Teilzeitarbeit ist die Zustimmung der Vorgesetzten erforderlich. Dabei sind jedoch Anträge mit familiären Gründen anders zu behandeln als Teilzeitanträge ohne wichtigen Grund.
- Ruhegeld und Besoldung soll angepasst an die Teilzeit reduziert werden, die Beihilfeansprüche für Lehrkräfte in Teilzeit aber unberührt bleiben.
Fazit: Lehrpersonalmangel in Deutschland führt zu Beschränkungen der Teilzeit für Lehrkräfte
Weniger, aber größere Schulklassen, schlechte Lernatmosphäre und fehlende Unterstützung sind Gründe, warum immer mehr Lehrkräfte in Teilzeit arbeiten und somit eine hohe Personalnot an Deutschlands Schulen herrscht. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz will dem Lehrermangel entgegenwirken und empfiehlt daher künftig Beschränkungen für die Teilzeit für Lehrberufe.